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  • AutorenbildDanyal Alaybeyoglu

ESG und Mittelstand: Eine Herausforderung und Chance zugleich




Viele Unternehmen im deutschen Mittelstand sind bislang kaum oder nur rudimentär auf die gesetzlich verankerte Berichtspflicht in den Bereichen Umwelt, soziale Standards und Corporate Governance (ESG) vorbereitet. Eine neue Studie von GHK Management Consulting in Zusammenarbeit mit der Universität Mainz zeigt, dass 90 Prozent der befragten Top-Entscheider mehr zusätzliche Kosten als Nutzen durch die Einführung des ESG-Reportings erwarten. Obwohl 82 Prozent der größeren Mittelstandsunternehmen ein automatisiertes ESG-Reporting wünschen, sind sie in der Umsetzung noch weit entfernt. Die ab 2024 geforderten ESG-Kennzahlen müssen erst entwickelt werden, und viele Unternehmen definieren gerade erst die Prozesse zur Datensammlung.




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ESG Kriterien Messen

Trotz der gesetzlichen Pflichten sehen viele Entscheider keinen Mehrwert für die operative Steuerung ihrer Unternehmen. Dr. Andreas Dahmen von GHK Management Consulting betont jedoch die Notwendigkeit, den Digitalisierungsgrad der Geschäftsprozesse zu überprüfen, um den ESG-Anforderungen gerecht zu werden. Professor Dr. Louis Velthuis von der Universität Mainz beobachtet eine zögerliche Haltung des Mittelstands, die Vorteile der ESG-Berichtspflicht anzuerkennen. Dies spiegelt sich darin wider, dass etwa 90 Prozent der berichtspflichtigen Unternehmen ESG-Reporting nicht in das operative Controlling integriert haben.


Nachhaltigkeit als Werttreiber


Nachhaltigkeit macht Unternehmen wertvoll. Sie wird ein wichtiger Baustein der Kommunikation zwischen Unternehmen und Banken, erzeugt Attraktivität für Kunden und Mitarbeiter, steigert das Interesse von Investoren, erleichtert Nachfolge und Unternehmensverkauf, sichert die Entwicklung von Umsatz und Ertrag und sorgt für Zukunfts- und Krisenfestigkeit. Eine Orientierung an Nachhaltigkeit bedeutet, in einem umfassenden Sinne ein „guter Unternehmer“ zu sein. Ein „guter Unternehmer“ wirtschaftet erfolgreich und zukunftsorientiert, kümmert sich um seine Umwelt, hat eine hohe Wertschätzung für Mitarbeiter und Kunden und führt sein Unternehmen mit Werten und Verantwortung.


Die "grüne BWA" als ein mögliches Instrument der Nachhaltigkeitsmessung


Ein hervorragendes Instrument zur Messung und Nachweisbarkeit von Nachhaltigkeit könnte eine grüne BWA (betriebswirtschaftliche Auswertung) sein. Im Gegensatz zur regulären BWA, die die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens auswertet, erfasst die grüne BWA die Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Sie betrachtet den ökonomischen, ökologischen und sozialen Bereich und bildet die Wirksamkeit der Nachhaltigkeitsmaßnahmen durch Key Performance Indicators (KPI) ab. Zu diesen KPIs gehören beispielsweise der Verbrauch von Papier oder Wasser, Barrierefreiheit und Diversität sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Aktuell können über 200 KPI gemessen und ausgewertet werden.


Die Datenerfassung für die grüne BWA unterscheidet zwischen quantitativen und qualitativen Faktoren. Energieverbrauch lässt sich beispielsweise durch Rechnungen erfassen, während Werteorientierung durch Fragebögen für Kunden und Mitarbeiter erhoben wird. Die individuellen Ziele bestimmt jedes Unternehmen selbst, basierend auf einem gemeinsam festgelegten Meilenstein und heruntergebrochenen Teilzielen.


Die Rolle von PR und Nachhaltigkeitskommunikation


Neben der Implementierung von ESG-Maßnahmen spielt die Kommunikation dieser Initiativen eine entscheidende Rolle. PR und Nachhaltigkeitskommunikation werden für den Mittelstand immer wichtiger. Transparente und strategische Kommunikation über die eigenen Nachhaltigkeitsbestrebungen kann das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern und Investoren stärken. Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen und transparent darüber berichten, werden einen klaren Wettbewerbsvorteil haben. Es ist entscheidend, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen nicht nur umsetzen, sondern auch klar kommunizieren und durch verlässliche Daten nachweisen.


Die Ergebnisse zeigen, dass der deutsche Mittelstand vor einer großen Herausforderung steht – und gleichzeitig vor der Chance, durch Digitalisierung und strategische Integration von ESG-Prozessen langfristig zu profitieren. Die grüne BWA bietet dabei ein wertvolles Instrument, um Nachhaltigkeit messbar und transparent zu machen, und stärkt die Kommunikation nach innen und außen. Durch strategische PR und klare Nachhaltigkeitskommunikation können Mittelstandsunternehmen nicht nur gesetzliche Anforderungen erfüllen, sondern auch ihre Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig steigern.


Weitere Informationen und Quellen:



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